Reprä­sen­ta­tionDu kannst nicht sein, was du nicht siehst

2020 grün­dete Pia Ihedioha das Maga­zin of Color. Damit schuf sie eine Platt­form von BI_PoC für BI_PoC. Für sie ist das Maga­zin ein „Raum zum Atmen“. In ihrem Beitrag erzählt sie, warum Reprä­sen­ta­tion in den Medien so wich­tig ist.

Fühlst du dich wirk­lich reprä­sen­tiert? Sprich, in all deinen Facet­ten und Aspek­ten deiner Iden­ti­tät gese­hen? Oft blei­ben bestimmte soziale Grup­pen, beson­ders gesell­schaft­li­che Minder­hei­ten, in Filmen, Serien, Nach­rich­ten und Werbung unter­re­prä­sen­tiert. Wenn sie doch einmal vorkom­men, dann oft voller Stereo­type. Dies verstärkt nicht nur Vorur­teile, sondern fördert auch Diskri­mi­nie­rung in der Gesell­schaft.

Medien spie­len eine zentrale Rolle in unse­rem Leben und prägen unsere Sicht­weise. Welche Bilder, Perspek­ti­ven oder Worte ausge­wählt werden, ist weder zufäl­lig noch ein schlich­ter Entschei­dungs­pro­zess Einzel­ner. Es hängt davon ab, wer über welches Wissen verfügt und wer Entschei­dungs­po­si­tio­nen einnimmt. Diese Menschen haben Macht und entschei­den bewusst, wie bestimmte gesell­schaft­li­che Grup­pen darge­stellt werden.

Psycho­lo­gi­sche und kommu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­li­che Studien zeigen, dass sowohl die verwen­de­ten Bilder als auch die verwen­dete Spra­che in den Medien von entschei­den­der Bedeu­tung sind. Spra­che ist Macht und schafft Reali­tät. Medienmacher*innen soll­ten sich dies stets vor Augen führen.

Impres­sio­nen vom Release-Event des Maga­zin of Color im Juli 2022.
© Florian Ertl
© Florian Ertl

Menschen möch­ten sich in den Medien, die sie konsu­mie­ren, reprä­sen­tiert sehen. Frei von Stereo­ty­pen und Vorur­tei­len. Eine reprä­sen­ta­tive Darstel­lung hat einen posi­ti­ven Effekt auf margi­na­li­sierte Menschen: Sie stei­gert das Selbst­wert­ge­fühl und kann die Berufs­wahl beein­flus­sen. Auch auf die Domi­nanz­ge­sell­schaft1 hat dies eine posi­tive Wirkung. Sie nimmt Minder­hei­ten posi­ti­ver wahr, und Klischees sowie Vorur­teile werden abge­baut.

Reprä­sen­ta­tion erfor­dert akti­ves Lernen und gleich­zei­tig das Verler­nen syste­ma­ti­scher Diskri­mi­nie­rungs­mus­ter seitens der Medi­en­häu­ser und Einzel­per­so­nen in der Gesell­schaft. „You cannot be, what you cannot see!” Reprä­sen­ta­tion ist wich­tig!

Da ich mich selbst bisher nicht zufrie­den­stel­lend reprä­sen­tiert fühlte, habe ich zu Beginn der Pande­mie 2020 einen eige­nen Raum geschaf­fen – die Platt­form Maga­zin of Color. Einen Ort von Bi_PoC2 und für Bi_PoC. Seit 2020 arbei­tet ein zwölf­köp­fi­ges Team aus Bi_PoC und Verbün­de­ten an dieser Vision. Wir sind eine von Betrof­fe­nen initi­ierte Orga­ni­sa­tion und kreieren eine Platt­form von und für uns – aus vollem Herzen.

Das Team des Maga­zins of Color.
© Florian Ertl

Unser Maga­zin of Color sorgt für Empower­ment, Reprä­sen­ta­tion und steht für die Belange aller Bi_PoC zur Verfü­gung. Es ist uns wich­tig, viel­fäl­tige Perspek­ti­ven zu veröf­fent­li­chen. Das Maga­zin of Color fördert die Viel­falt durch Formate wie Print­ma­ga­zin, Online-Blog und Veran­stal­tun­gen und leis­tet aufklä­re­ri­sche, rassis­mus­kri­ti­sche Arbeit. Seit 2021 veröf­fent­li­chen wir jähr­lich ein Print­ma­ga­zin, regel­mä­ßige Website-Beiträge und orga­ni­sie­ren verschie­dene Veran­stal­tun­gen.

Für mich bedeu­tet das Maga­zin of Color einen Ort zu haben, an dem mein Schwarz­sein nicht hinter­fragt wird. Ein Raum, in dem ich Platz habe zu atmen und ich selbst sein kann.

  1. Suche dir deine Safer Spaces:
    Finde Orte, an denen du und deine Iden­ti­tät nicht infrage gestellt werden.
  2. Vernetze dich mit ande­ren:
    Du bist nicht allein, auch wenn es sich manch­mal so anfühlt. Eine Commu­nity zu haben, ist empowernd.
  3. Das Wich­tigste:
    Sei mutig und du selbst!

Reprä­sen­ta­tion ist mehr als nur ein Schlag­wort – sie ist ein essen­zi­el­ler Bestand­teil eines gerech­ten und inklu­si­ven Mitein­an­ders. Lasst uns gemein­sam daran arbei­ten, eine Welt zu schaf­fen, in der jede*r gese­hen und gehört wird.

Ideen gesucht!

Über die Autorin

© Florian Ertl

Pia Ihedioha ist Geschäfts­füh­re­rin und Grün­de­rin des Maga­zin of Color. Sie ist Grund­schul­päd­ago­gin, Jour­na­lis­tin und enga­giert sich für rassis­mus­kri­ti­sche Bildungs­ar­beit. Zusätz­lich zu ihrer Tätig­keit als Grün­de­rin ist sie im Bereich der poli­ti­schen Bildung aktiv. Sie hält Vorträge, nimmt an Panel­talks teil und leitet Work­shops zu Themen wie Rassis­mus­kri­tik und Inter­sek­tio­na­li­tät. 2023 wurde sie in den Beirat des Kompe­tenz­zen­trums für Kultur und Krea­tiv­wirt­schaft des Bundes beru­fen.

  1. Die Domi­nanz­ge­sell­schaft defi­niert die kultu­relle Norm einer Gesell­schaft und legt so fest, wer ein- und wer ausge­grenzt wird. Oftmals geht die kultu­relle Vorherr­schaft der Domi­nanz­ge­sell­schaft mit rassis­ti­scher Ausgren­zung von Minder­hei­ten einher, die so struk­tu­rell diskri­mi­niert werden. ↩︎
  2. Der Begriff BI_PoC (oft auch BIPoC) ist eine Abkür­zung und steht für Black, Indi­ge­nous and People of Color – also Schwarze, Indi­gene und andere Menschen of Color, die aufgrund bestimm­ter Zuschrei­bun­gen in der Gesell­schaft Diskri­mi­nie­rung erfah­ren. Es handelt sich dabei um poli­ti­sche Selbst­be­zeich­nun­gen, die bis heute für die Kämpfe gegen Unge­rech­tig­keit und Unter­drü­ckung stehen. Der Unter­strich schleißt in diesem Fall auch Perso­nen ein, auf die keine der genann­ten Selbst­be­zeich­nun­gen zutrifft, die aber dennoch aufgrund einer Grup­pen­zu­schrei­bung von Diskri­mi­nie­rung betrof­fen sind, wie z.B. jüdi­sche, asia­ti­sche oder musli­misch gele­sene Menschen. ↩︎

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