2020 gründete Pia Ihedioha das Magazin of Color. Damit schuf sie eine Plattform von BI_PoC für BI_PoC. Für sie ist das Magazin ein „Raum zum Atmen“. In ihrem Beitrag erzählt sie, warum Repräsentation in den Medien so wichtig ist.
Fühlst du dich wirklich repräsentiert? Sprich, in all deinen Facetten und Aspekten deiner Identität gesehen? Oft bleiben bestimmte soziale Gruppen, besonders gesellschaftliche Minderheiten, in Filmen, Serien, Nachrichten und Werbung unterrepräsentiert. Wenn sie doch einmal vorkommen, dann oft voller Stereotype. Dies verstärkt nicht nur Vorurteile, sondern fördert auch Diskriminierung in der Gesellschaft.
Die Macht von Sprache und Bildern
Medien spielen eine zentrale Rolle in unserem Leben und prägen unsere Sichtweise. Welche Bilder, Perspektiven oder Worte ausgewählt werden, ist weder zufällig noch ein schlichter Entscheidungsprozess Einzelner. Es hängt davon ab, wer über welches Wissen verfügt und wer Entscheidungspositionen einnimmt. Diese Menschen haben Macht und entscheiden bewusst, wie bestimmte gesellschaftliche Gruppen dargestellt werden.
Warum Repräsentation in den Medien so wichtig ist
Psychologische und kommunikationswissenschaftliche Studien zeigen, dass sowohl die verwendeten Bilder als auch die verwendete Sprache in den Medien von entscheidender Bedeutung sind. Sprache ist Macht und schafft Realität. Medienmacher*innen sollten sich dies stets vor Augen führen.

© Florian Ertl

Darstellungen frei von Stereotypen und Vorurteilen
Menschen möchten sich in den Medien, die sie konsumieren, repräsentiert sehen. Frei von Stereotypen und Vorurteilen. Eine repräsentative Darstellung hat einen positiven Effekt auf marginalisierte Menschen: Sie steigert das Selbstwertgefühl und kann die Berufswahl beeinflussen. Auch auf die Dominanzgesellschaft1 hat dies eine positive Wirkung. Sie nimmt Minderheiten positiver wahr, und Klischees sowie Vorurteile werden abgebaut.
Aktives Lernen und Verlernen
Repräsentation erfordert aktives Lernen und gleichzeitig das Verlernen systematischer Diskriminierungsmuster seitens der Medienhäuser und Einzelpersonen in der Gesellschaft. „You cannot be, what you cannot see!” Repräsentation ist wichtig!
Geburtsstunde des Magazin of Color
Da ich mich selbst bisher nicht zufriedenstellend repräsentiert fühlte, habe ich zu Beginn der Pandemie 2020 einen eigenen Raum geschaffen – die Plattform Magazin of Color. Einen Ort von Bi_PoC2 und für Bi_PoC. Seit 2020 arbeitet ein zwölfköpfiges Team aus Bi_PoC und Verbündeten an dieser Vision. Wir sind eine von Betroffenen initiierte Organisation und kreieren eine Plattform von und für uns – aus vollem Herzen.

© Florian Ertl
Empowerment und Repräsentation für Bi_PoC
Unser Magazin of Color sorgt für Empowerment, Repräsentation und steht für die Belange aller Bi_PoC zur Verfügung. Es ist uns wichtig, vielfältige Perspektiven zu veröffentlichen. Das Magazin of Color fördert die Vielfalt durch Formate wie Printmagazin, Online-Blog und Veranstaltungen und leistet aufklärerische, rassismuskritische Arbeit. Seit 2021 veröffentlichen wir jährlich ein Printmagazin, regelmäßige Website-Beiträge und organisieren verschiedene Veranstaltungen.
Ein Raum zum Atmen
Für mich bedeutet das Magazin of Color einen Ort zu haben, an dem mein Schwarzsein nicht hinterfragt wird. Ein Raum, in dem ich Platz habe zu atmen und ich selbst sein kann.
Drei Tipps für mehr Repräsentation und Empowerment
- Suche dir deine Safer Spaces:
Finde Orte, an denen du und deine Identität nicht infrage gestellt werden. - Vernetze dich mit anderen:
Du bist nicht allein, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Eine Community zu haben, ist empowernd. - Das Wichtigste:
Sei mutig und du selbst!
Repräsentation als essenzieller Bestandteil des Miteinander
Repräsentation ist mehr als nur ein Schlagwort – sie ist ein essenzieller Bestandteil eines gerechten und inklusiven Miteinanders. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, eine Welt zu schaffen, in der jede*r gesehen und gehört wird.
Ideen gesucht!
Mehr Infos findest du unter:
Über die Autorin

Pia Ihedioha ist Geschäftsführerin und Gründerin des Magazin of Color. Sie ist Grundschulpädagogin, Journalistin und engagiert sich für rassismuskritische Bildungsarbeit. Zusätzlich zu ihrer Tätigkeit als Gründerin ist sie im Bereich der politischen Bildung aktiv. Sie hält Vorträge, nimmt an Paneltalks teil und leitet Workshops zu Themen wie Rassismuskritik und Intersektionalität. 2023 wurde sie in den Beirat des Kompetenzzentrums für Kultur und Kreativwirtschaft des Bundes berufen.
- Die Dominanzgesellschaft definiert die kulturelle Norm einer Gesellschaft und legt so fest, wer ein- und wer ausgegrenzt wird. Oftmals geht die kulturelle Vorherrschaft der Dominanzgesellschaft mit rassistischer Ausgrenzung von Minderheiten einher, die so strukturell diskriminiert werden. ↩︎
- Der Begriff BI_PoC (oft auch BIPoC) ist eine Abkürzung und steht für Black, Indigenous and People of Color – also Schwarze, Indigene und andere Menschen of Color, die aufgrund bestimmter Zuschreibungen in der Gesellschaft Diskriminierung erfahren. Es handelt sich dabei um politische Selbstbezeichnungen, die bis heute für die Kämpfe gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung stehen. Der Unterstrich schleißt in diesem Fall auch Personen ein, auf die keine der genannten Selbstbezeichnungen zutrifft, die aber dennoch aufgrund einer Gruppenzuschreibung von Diskriminierung betroffen sind, wie z.B. jüdische, asiatische oder muslimisch gelesene Menschen. ↩︎